1. Vorbemerkung

Wer mit der Hersfelder Geschichte nicht vertraut ist, wird nicht einsehen wollen, wie es möglich ist, daß Landgraf Moritz in Hersfeld Kirchenverbesserungen einführen konnte, da die Stadt eigentlich nicht zu Hessen-Kassel gehörte, wenigstens zu der Zeit noch nicht, als Landgraf Moritz die Verbesserungspunkte einführte. Aus der Tatsache, daß Hersfeld ein geistliches Fürstentum war, resultierten deshalb auch Kompetenzstreitigkeiten mit den Institutionen des Stifts, wenn derartige Einmischungen von seiten Hessens in Angelegenheiten Hersfelds geschahen. Die gerade erst erfolgte Übernahme der Administration durch den hessischen Prinzen Otto bedeutete einen vorläufigen Höhepunkt der hessischen Einflußnahme in die Geschicke Hersfelds und des Stiftslandes. Sie erleichterte die Einführung der Verbesserungspunkte nicht unerheblich, wenn sie es nicht sogar überhaupt erst möglich machte. Die „katholische" Vergangenheit des Hersfelder Stiftes läßt uns zudem einige Fragen stellen, die den glaubensmäßigen Stand der Hersfelder Kirche betreffen, zumal noch bis 1606 ein Abt die Regierungsgewalt im Stift ausübte, wenn er auch in seiner Souveränität durch hessische Rechte eingeschränkt war. Es scheint deshalb wünschenswert, die Geschichte Hersfelds und des Stifts in den für die Darstellung der Einführung des Verbesserungswerkes wichtigen Punkten zuerst kurz zu skizzieren, um den kirchlichen und politischen Stand Hersfelds bei der Einführung der Verbesserungspunkte zu verdeutlichen.




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